Das ist der britische Premierminister Boris Johnson, der sich mühelos durch endlose Schikanen und Skandale schlitterte, die einen weniger guten Schurken erledigt hätten. Nicht umsonst nannten ihn seine ehemaligen Kollegen beim "Daily Telegraph" das "gefettete Albino-Ferkel". Aber von völlig harmlosen Parteien zu Fall gebracht zu werden! Demütigend.

In dieser Woche könnte 'Boris' (immer unter seinem Vornamen bekannt) endlich seine gerechte Strafe bekommen. Nicht nur, dass er wegen mehr als einem Dutzend Mitarbeiterpartys (mit Getränken) in seiner offiziellen Residenz, Nr. 10 Downing St., in einer Zeit der Abriegelung auf das Urteil der hohen Beamtin Sue Gray wartet. Jetzt untersucht auch die Polizei sein Verhalten.

Das erscheint so unbedeutend, wo er doch mit so viel mehr davongekommen ist. Als Korrespondent des Telegraph im Hauptquartier der Europäischen Union in Brüssel schürte er den grassierenden englischen Nationalismus mit empörten (aber falschen) Geschichten über EU-Verordnungen, die zum Beispiel vorschrieben, dass im Vereinigten Königreich verkaufte Bananen gerade und nicht "biegsam" sein mussten.

Nachdem er sich einen Namen gemacht hatte, war er eine Zeit lang Bürgermeister von London (allerdings als Konservativer in einer Stadt, die normalerweise Labour wählt). Zu einer nationalen Persönlichkeit wurde er, als er die Brexit-Kampagne zum Austritt aus der EU um Haaresbreite (52%-48%) gewann.

Das Amt des Premierministers erlangte er, indem er seine Vorgängerin Theresa May (ebenfalls eine Konservative) unterminierte, die er beschuldigte, einen Ausstiegsdeal mit der EU abschließen zu wollen. Dann schloss er selbst ein ähnliches Abkommen, verkündete es als Triumph, gewann die Wahlen 2020 - und drohte innerhalb eines Jahres, den Vertrag zu brechen, den er selbst unterzeichnet hatte.

Fast jeden Tag erzählt Johnson mit großem Charme und scheinbarer Aufrichtigkeit unverschämte Lügen. Er ist berühmt für seine Faulheit, die sich erst im letzten Moment in Arbeit verwandelt. Er hat mindestens sieben Kinder von drei verschiedenen Müttern (von denen er zwei geheiratet hat). Es gab viele Affären, und es könnten noch mehr Kinder sein, denn er gibt nie genau an, wie viele er hat.

Und dank seiner zögerlichen Führung hat das Vereinigte Königreich eine der höchsten Coronavirus-Todeszahlen in Europa zu verzeichnen. Für all dies erhielt er die uneingeschränkte Bewunderung von etwa der Hälfte der englischen Bevölkerung. (In Schottland und Wales ist das weit weniger der Fall.) Dennoch wird er jetzt von ein paar Wein- und Käsepartys zu Fall gebracht. Das scheint kaum fair zu sein.

Warum sollte dieser kleine Affront gegen die öffentliche Meinung ihn zu Fall bringen, nach all den Dingen, mit denen Johnson davongekommen ist? Ich glaube, meine Nachbarin Linda in Camden Town, dem inneren Londoner Bezirk, in dem wir leben, könnte das erklären. Ihre Mutter Eileen, die auf unsere jüngere Tochter aufgepasst hat, ist in den ersten Tagen der Pandemie gestorben.

Eileen lebte bis 2020 in einem Pflegeheim. Sie war eines der vielen Opfer einer Entscheidung der Regierung, Krankenhauspatienten in Pflegeheime zu entlassen, ohne sie auf Covid zu testen, um mehr Platz für neue Pandemiefälle in den Krankenhäusern zu schaffen. Durch diese Politik wurde das Virus in die Pflegeheime getragen und tötete Zehntausende.

Linda musste sich von ihrer Mutter über ein I-Phone verabschieden, und es gab keine richtige Beerdigung. Der Leichenwagen kam in unsere Straße, und die Nachbarn kamen aus ihren Häusern, maskiert und sozial distanziert, um sich von Eileen zu verabschieden. Zwei Sänger und ein Fiddler spielten ihre irischen Lieblingslieder, um sie zu verabschieden.

Niemand umarmte sie, niemand ging danach zurück in Lindas Wohnung. Das war alles, was man in dieser furchtbaren Zeit tun konnte. Und die Leute waren damals nicht sonderlich wütend auf Johnson: Er schlug nutzlos um sich, aber auch sonst machte es niemand richtig.

Die Wut ist jetzt da, wo man halbwöchentlich von Mitarbeiterpartys in Nr. 10 hört, zu Geburtstagen, für Leute, die gehen, zu Weihnachten. Sie hatten sogar einen Weinkühlschrank und einen Koffer, der so ausgestattet war, dass die Flaschen nicht klirrten, wenn sie an den Polizisten vorbeigebracht wurden, die das Haus des Premierministers bewachen.

Johnson ist jetzt also erledigt. Das Ende könnte kommen, wenn der Bericht von Sue Gray diese Woche veröffentlicht wird. Es könnte nach Abschluss der polizeilichen Ermittlungen kommen (obwohl die Vergehen nur mit Geldstrafen, nicht aber mit strafrechtlichen Sanktionen geahndet werden). Es könnte auch erst im Mai sein, wenn die Konservativen bei den Kommunalwahlen im ganzen Land auf eine Schlappe zusteuern.

Wenn Johnson nicht vorher zurücktritt, wird dies durch seine eigene konservative Partei geschehen, die über eine gut erprobte Technik zur Entfernung gescheiterter Parteiführer verfügt und nicht verpflichtet ist, nach der Wahl eines neuen Parteiführers Neuwahlen abzuhalten. (Die konservativen Abgeordneten fürchten um ihre Sitze und wollen sich jetzt nicht einer Neuwahl stellen.)

Aber so oder so, er wird Nr. 10 verlassen.

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Gwynne Dyer is an independent journalist whose articles are published in 45 countries.

Gwynne Dyer